Sascha Lobo hat Rodrigo Duterte dafür gedankt, wie dieser gegen Impfgegner vorzugehen gedenkt. Duterte hat vor, Impfverweigerer auf den Phillippinen einzusperren. Das sei ein spannender Ansatz, so der Quoten-Irokese des “Spiegel”. Aber die Maßnahmen gegen die Verweigerer der Ausgangssperre finde er bedenklich. Die werden nämlich erschossen.
Der Freiheitskolumnist des “Spiegel” sieht “falsche Ausgrenzung” am Werk, wenn man dem Impfkritizismus begegnet. Man muss schon richtig ausgrenzen.
“Das gesellschaftliche und kommunikative Instrument der Ausgrenzung ist nicht prinzipiell tabu. Im Gegenteil ist es oft sinnvoll, Menschen die Folgen ihres eigenen Handelns spüren zu lassen.” Das meint Lobo in Bezug auf die Impfgegnerschaft, nicht auf Verbrechen, und verspricht sich davon die Bekehrung der Ersteren.
Und dann lädt er nach:
“Impfgegnerschaft erscheint als Einstiegsdroge in eine lebensbedrohliche Welt, in der sich mächtige, prinzipiell bösartige und meist geldgierige Zirkel gegen die Gesundheit der Bevölkerung verschworen haben. »Droge« ist dabei leider eine ziemlich treffende Metapher, weil es wie bei einer Sucht sehr schwer und für manche unmöglich ist, das irrationale, halbgebildete Anti-Impf-Weltbild abzulegen”.
Und “insbesondere Menschen, die bislang nur leichte Zweifel haben, können durch unfaire, verallgemeinernde und boshafte Kommunikation in ihrer Ablehnung gestärkt werden.”
Das ist sehr warmherzig und beschützend den Labilen gegenüber.
Alles in allem eine sachliche, scharf umrissene Charakterisierung des Impfkritikertums.
Hier die gebrauchten Adjektive zusammengefasst: “lebensbedrohlich”, “mächtig”, “prinzipiell bösartig”, “geldgierig”, “irrational”, “halbgebildet”, dazu “unfair”, “verallgemeinernd” und “boshaft”.
Differenzierter kann man nicht sein. Das sind freundliche Zuschreibungen, die direkt zur Debatte einladen.
Man könnte allerdings auch die Vokabeln eines herausgepinselten, frustrierten Korinthenkackers darin erblicken.
Und außerdem ist Sascha Lobo rührend besorgt um die ungewissen Seelen, die er vor zu viel Meinung schützen will, der Guteste.
Dann hat er noch einen für die ganzen Emanzen: “Am anfälligsten für eine Vorstufe der Impfgegnerschaft, die Impfskepsis, scheinen eher liberal gesinnte, gebildete Personen zu sein.” (Diese Kombination verkörpert Lobo sicher nicht) “Auch eine Geschlechterdifferenz lässt sich beobachten, es scheint deutlich mehr Impfgegnerinnen als Impfgegner zu geben.”
Und dann: “Was Rechtspopulismus für Männer ist, ist Impfgegnerschaft für Frauen – eine aggressive, oft menschenfeindliche Ideologie, die das eigene, bauchgefühlte Halbwissen über das Wohlergehen anderer Menschen stellt. Und die anknüpfungsfähig ist, sowohl für andere Menschenfeindlichkeiten wie Antisemitismus wie auch generell für Verschwörungstheorien aller Art, und bevorzugt mit der Opfererzählung arbeitet.”
So hat Sascha im “Spiegel”, am hellichten Tag, Frauen als dumm und empathielos dargestellt, zumindest impfkritische Frauen. Alle außer der Mutter und der Schwester …
In einem Artikel zur Milieu-Studie des Netzwerks “gesundheitsstadt berlin” heißt es: “Der Studie zufolge gibt es in den meisten Milieus – also von der Unterschicht über Arbeitermilieu und bürgerlichem Mittelstand bis hin zur Oberschicht – eine überschaubare Anzahl an Impfgegnern. Der Anteil liegt zwischen drei und acht Prozent. Nur ein Milieu sticht völlig heraus: Es sind die Liberal-Intellektuellen, mit einem Impfgegner-Anteil von 31 Prozent. „Das ist schon deutlich und kann sich eher kaum um einen statistischen Fehler handeln“, meint Güttler. Natürlich bräuchte es jetzt weitere Studien, um das zu verifizieren. „Aber es ist ein Ergebnis, das uns natürlich zu denken gibt, denn das ist die Elite unserer Gesellschaft.“
So. Und diese Elite ist plötzlich keine mehr. Es wäre spannend zu erfahren, warum ein Drittel der Akademiker impfkritisch ist, aber nur ein Zwanzigstel der “Durchschnittsbevölkerung”. Ist also jetzt bei der Bildung “Weniger” vielleicht “Mehr”? Der Opa des Autors pflegte zu sagen: “Wer zu viel weiß, der stirbt früh.”
Ist das ein Narrenhaus?
Man sollte meinen, dass eine Gesellschaft die Ohren spitzt, wenn gerade ihre gebildeten “Eliten” zu 30% gegen etwas sind, was vom Volk gröhlend befürwortet wird.
Auch zu den Eliten hat Sascha Lobo ein eigenes Verhältnis. Wer “Elite” sagt, ist Antisemit. Probe gefällig?
“… es lässt sich auch ein mitschwingender, subtiler Antisemitismus beobachten, etwa mit Begriffen wie »Elite« oder »Finanzelite«.”
Das reicht heute bereits, um sich des Antisemitismus verdächtig zu machen.
So schnell kann ein mittelprächtiger Schmierfink und wahrer Chauvinist Frauen zu Dummköpfen und Impfkritiker zu Judenhassern machen – wenn man die Streuweite des “Spiegel” genießt.
Wir haben hier ein Paradebeispiel des tendenziösen Kolumnismus. Ob der gerade jetzt so ratsam ist?
Nun vermutet man als des Verschwörungsgeschwurbels Verdächtiger, dass vor allem jene gegen die Impfgegnerschaft zum Angriff blasen, die Vorteile durch das Gesundheitswesen oder die Krankheitsindustrie ergattern. Das wird bei Lobo wohl nicht so sein, oder? Aber dann: Töröö!
“Offenlegung: Ich habe in den vergangenen fünf Jahren etwa fünf Prozent meines Einkommens mit Vorträgen in der Gesundheitswirtschaft erzielt. Meine Einschätzungen hat das nicht beeinflusst.”
Das sind aber ein paar Tausender pro Jahr, mal fünf. Und für die bleibst du unparteiisch. Indem du Impfkritiker zu entwürdigen suchst. Und wie bist du, wenn du parteiisch bist?
Da will ich dir auf deinen Missbrauch des Adorno mit einem Wort begegnen, das der Neuen Frankfurter Schule zugeschrieben wird: Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.
Wobei das eigentlich zu sanft für dich ist. Kuckucksei ist besser.
Quelle: Warum werden Menschen mitten in einer Pandemie zu Impfgegnern?
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